In den 60er Jahren
Wegzuziehen, um der Trockenheit und dem Mangel an Arbeitsmöglichkeiten zu entfliehen, war in den 60er Jahren zur Hauptsorge der spanischen Bauern, Eigentümer dieses Weilers geworden. Einer nach dem andern gingen sie in einer Stadt oder im Ausland bessere Lebensbedingungen suchen, ihr bescheidenes Heim überliessen sie dabei Wind und Wetter. Keiner ist je zurückgekehrt, um wieder im Weiler "Die Jäger" zu leben.
Heute
Mohammed, Rachid und die andern.
Im Glauben, dass sie hier ein Eldorado erwartet, nachdem sie häufig unter Lebensgefahr und gegen Bezahlung eines horrenden Preises eben auf dem Kontinent angekommen sind, haben sie nur die eine Idee, so bald wie möglich eine Arbeit zu finden. Aber ihre Situation, von der sie gedacht hatten, sie könnten sie rasch legalisieren, verwandelt sich schnell in eine tiefe Enttäuschung. Nicht wirklich verfolgt, einigermassen toleriert, werden sie bald zu einer Notwendigkeit, da sie als Arbeitskraft der Überbrückung von Engpässen dienen. Man kann sie nach Bedarf stunden- oder tageweise engagieren, je nach den Bedürfnissen der Arbeitgeber. Durch die Wirtschaftskrise wird die Situation dieser Arbeiter noch unstabiler, da die Arbeitsmöglichkeiten noch komplizierter werden. Ihre Lebensumstände verschlechtern sich, es reicht kaum zum Überleben, sie leben in extremer Armut. Eine Gruppe von etwa dreissig Obdachlosen richtet sich in den Ruinen des Weilers "Die Jäger" ein, ohne Wasser und ohne Elektrizität. Alle erwarten, ohne noch wirklich daran zu glauben, das berühmte Eldorado, das ihnen diejenigen beschrieben hatten, die mehr Glück hatten als sie und am Steuer eines schönen Wagens in ihr Heimatdorf zurückgekehrt waren, den Kofferraum voller Geschenke. Die Mehrzahl ist sehr jung und kann kaum verstehen, dass arbeiten zu wollen illegal sein kann, dass die Mechanismen des Marktes unerbittlich sind und ihre Anwesenheit stört. Aber wieso bleiben sie dann ? Ihre Antwort: "In unserem Land erhalten wir für dieselbe Arbeit in einem Tag gleich viel wie hier in einer Stunde, und da eine grosse Familie unsere finanzielle Unterstützung erwartet, haben wir keine Wahl. Im weiteren müssen wir mindestens drei Jahre hier leben, um eine Chance zu haben, unsere Situation zu legalisieren." Sie sprechen auch von der Schande, als Versager nach hause zurückzukehren. Dieses unbeschränkte Warten auf eine Arbeitsgenehmigung bindet sie an diese Ruinen, die ihr Zuhause geworden sind. Ihr einziger Trost besteht in der kleinen improvisierten Moschee, die auch andere Eingewanderte aus der Region anzieht.
Ich habe bei verschiedenen Gelegenheiten Lebensweisen dokumentiert, die unter dem Druck der Moderne am Verschwinden sind. Die vorliegende Bildserie ist leider von lebendiger Aktualität und verweist darauf, was für eine steigende Anzahl Leute die ökonomische Realität werden könnte. Um das Vertrauen der Personen nicht zu verraten, die den Mut aufgebracht haben, sich fotografieren zu lassen, verschweige ich sowohl ihre Namen, wie den Ort, an dem ich sie fotografiert habe.
Alle Fotografien wurden zwischen Dezember 2008 und Januar 2009 und im Januar 2018 aufgenommen. In der Zwischenzeit sind viele Neue eingetroffen. Heute wohnen um die 150 Personen in oft äusserst einfachen Unterständen aus Plastik.